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Die Grille
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Die Grille

El grillo è buon cantore
Che tienne longo verso.
Ma non fa come gli altri uccelli:
Come li han cantato un poco
Van' de fatto in altro loco.
Sempre el grillo sta pur saldo.
Quando la maggior' è'l caldo
Alhor canta sol' per amore.

Die Grille ist ein guter Sänger,
der ein langes Lied singt.
Doch sie macht es nicht wie die "anderen Vögel":
Wenn die ein bisschen gesungen haben,
fliegen sie an einen anderen Ort.
Die Grille bleibt immer standhaft.
Wenn die Hitze am größten ist,
dann singt sie nur aus Liebe.

               Josquin Desprez (ca. 1440 – 1521)


Zu finden ist die Feldgrille (Gryllus Campestris) auf sonnigen Wiesen in selbst gegrabenen kleinen Erdlöchern, wo sie von Mai bis Juli die meiste Zeit am Eingang sitzt und in der Tat standhaft ihr langes Lied zirpt.


Weibliche Feldgrille
(Foto: C. Jäger)

Ihr Ton ist silbrig hell, erklingt in kurzen Serien von kratzenden Stößen und ist sehr weit tragfähig. Wer ihr in Wiesbaden begegnen möchte, begebe sich z.B. in den Rabengrund oder ins Goldsteintal.

Die Feldgrillen haben für Insekten eine stattliche Größe (2 bis 2einhalb Zentimeter, gedrungene Statur), einen dicken runden schwarzen Kopf mit kräftigen Beißwerkzeugen (ein Grillenbiss, so selten er auch vorkommt, ist deutlich zu spüren) und langen Fühlern, einen dunklen Hinterleib mit 2 dünnen Spitzen (Cerci) am Ende, eng anliegende Flügel (beim Männchen schwarz-gelb schillernd, beim Weibchen braun gemustert) und schwach ausgeprägte Sprungbeine.


Männliche Feldgrille
(Foto: C. Jäger)

Der markanteste Unterschied des Weibchens zum Männchen ist die zwischen den Cerci gerade nach hinten stehende Legeröhre.

Das Zirpen des Männchens soll unter anderem das Weibchen inspirieren, sich zu dem Erdloch hinzubewegen, und damit diese Kommunikation auch funktioniert, sitzen die Hörorgane bei den Grillen nicht am Kopf, sondern praktischerweise direkt an den Vorderbeinen.

Im Gegensatz zu unserem Chor singen bei den Grillen nur die Männchen. Sie tun dies, indem sie ihre Flügel schräg hochstellen (wie ganz unten rechts in der grauen Abbildung zu sehen) und dann den rechten Flügel in schnellen Vibrationen über den linken reiben. Das Kratzen der ungleich geformten Flügelkanten verstärkt sich durch den kleinen Resonanzraum unter den Flügeln zu dem weithin hörbaren, sonoren Klang, der seit Urzeiten die Dichter und Komponisten inspiriert hat...


Weitere heimische Grillenarten sind:

  • das Heimchen (Hausgrille, Acheta domesticus), das im Sommer in und an Häusern ein verstecktes, aber weithin hörbares Dasein führt,

  • die Waldgrille (Nemobius sylvestris), die sehr unscheinbar klein und braun am Waldboden zwischen den Blättern sitzt und dort leise und stetig vor sich hinschnurrt,

  • das Weinhähnchen (Oecanthus pellucens), das gerne auf halbhohen Büschen sitzt und bei seiner unauffälligen Gestalt und seinem schmalen Rumpf eine schier unglaubliche, südländisch anmutende Klangpracht entfaltet...

Links zur Feldgrille:

Das Insekt des Jahres 2003: Die Feldgrille beim idw – Informationsdienst Wissenschaft

Sehr informative Darstellung (französisch) mit detaillierten Abbildungen auf den insektenkundlichen Seiten von André Lequet. Hier sind auch die Hörorgane an den Vorderbeinen erkennbar ("localisation des "oreilles", autrement dit des organes tympaniques du grillon champêtre").